Wie viel unsere Kinder wirklich kosten
100 Milliarden Euro geben Deutschlands Eltern im Jahr für ihre Sprösslinge aus, 526 Euro pro Monat für jedes Kind. Die Ansprüche wachsen immer mit.
Als Oskar kam, reichte die Wohnung nicht mehr. Manuela und Rainer Pielmann, die bis zur Geburt ihres ersten Kindes vor eineinhalb Jahren glücklich im Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg inmitten vieler Cafés und Kneipen gelebt hatten, suchten sich eine größere Bleibe: ruhig, in der Nähe eines Parks. „Ein Extra-Kinderzimmer und ein Spielplatz um die Ecke, dafür zahlen wir jetzt 500 Euro mehr Miete“, sagt die Mutter.
Auch sonst rinnt das Geld heute schneller durch die Finger als früher. 750 Euro ließen sich Pielmanns den Kinderwagen kosten. Doch es gibt nicht nur die Grundausstattung vom Bettchen bis zum Strampler, die ein Baby braucht. Für Windeln, Cremes und Puder legen die Eltern jeden Monat rund 60 Euro hin.
Und noch einmal so viel für Kleidung, Schuhe und Spielsachen, so schätzt Manuela Pielmann. Stark schlägt mit 360 Euro monatlich zudem der Kita-Platz zu Buche. „Insgesamt sind die Ausgaben doch höher, als wir vorher gedacht haben“, sagt die Mutter.
Wie den Pielmanns dürfte es vielen Eltern gehen. Nach Berechnungen des Familienbundes der Katholiken in Bayern haben Familien in Deutschland im vergangenen Jahr 97,4 Milliarden Euro für den Unterhalt ihres Nachwuchses berappt.
Durchschnittlich entfielen damit auf jedes Kind 526 Euro im Monat. Dieser Betrag gilt für den häufigsten Familientyp in Deutschland: die Zwei-Kind-Familie. Lebt in dem Haushalt nur ein Sprössling, liegen die mittleren Ausgaben mit 625 Euro noch deutlich höher. Bei einem dritten Kind sinken die Kosten dagegen pro Kopf auf 513 Euro monatlich.
Denn zumindest die Grundausstattung im Babyalter oder später das Spielzeug können an die Geschwisterkinder weitergereicht werden. Auch beim Essen und Wohnen sinken die Pro-Kopf-Ausgaben mit steigender Haushaltsgröße.
Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich allerdings große Unterschiede. So zeigt eine detaillierte Analyse des Statistischen Bundesamtes, dass die Kinder mit zunehmendem Alter immer teurer werden. Bis zur Volljährigkeit summieren sich die Gesamtausgaben pro Kind auf 120.000 Euro, haben die Experten auf Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstatistik berechnet.
In den ersten sechs Lebensjahren berappen die Eltern 33.696 Euro. In den folgenden sechs Jahren steigen die Kosten auf durchschnittlich 40.896 Euro. Und im Teenageralter wird für die Sprösslinge noch einmal durchschnittlich 47.160 Euro aufgewandt.
Wie viel ein Kind kostet, hängt entscheidend vom Familieneinkommen ab. Wohlhabende geben fast dreimal so viel aus wie ärmere Eltern. Wie die Wirtschaftsforscherin Margot Münnich analysiert hat, geht die Schere schon bei den Ausgaben für die Grundbedürfnisse der Kinder, also für Essen, Kleidung und Kinderzimmer, weit auseinander. Noch größer aber ist der Unterschied, wenn es um Urlaube, Restaurantbesuche sowie Freizeit- und Kulturangebote geht. Wenn der Nachwuchs das Teenageralter erreicht, kommt es in den Familien zu einem Kostensprung. Kinderermäßigungen etwa im Nahverkehr oder bei Urlaubsreisen fallen weg.
Rund ein Drittel der Ausgaben wird vom Staat finanziert. Angefangen beim Mutterschutz-, Eltern-, Kinder- und Wohngeld bis zum Kinderzuschlag für gering verdienende Eltern gibt es viele Leistungen. Sind Eltern zu arm, um ihren Kindern Essen und Wohnung zu finanzieren, springt der Staat ein und zahlt den Familien die vollen Unterhaltskosten.